Gemeinderat
Am Churer Finanzhimmel ziehen düstere Wolken auf
Ein
prognostizierter Schuldenanstieg von 75 auf bis zu 150 Mio. Franken bis
ins Jahr 2013 schränkt die Handlungsfreiheit der Stadt Chur ein.
Bereits wird eine Leistungs- überprüfung gefordert.
Von Norbert Waser
Zum
Auftakt der Sitzung wurde Carla Maissen (CVP) als neue Gemeinderätin
vereidigt. Sie rückt als Bestklassierte auf der CVP-Liste für Lionella
Maria Zanolari nach und ersetzt sie auch im Kreisrat. Eine nächste
Ersatzwahl zeichnet sich im Herbst ab. Nachdem Urs Schädler als neuer
Verwaltungsrat der IBC Energie Wasser Chur gewählt worden war, kündigte
der FDP-Fraktionsschef den Rücktritt aus dem Gemeinderat nach der
Landsitzung an. Mit seiner Wahl sind wohl auch Hoffnungen für mehr
Transparenz bei den IBC verbunden. Der ehemalige GPK-Präsident Fritz
Imholz (BDP) kritisierte die «Kostenexplosionen» in einzelnen
Bereichen. Den Berichten wurde aber klar zugestimmt
Fragen zum Amtsblatt
Die
Jahresrechnung 2008, die mit einem Überschuss von 4,3 Mio. Franken
abschloss, wurde einstimmig genehmigt. Für eine grössere Diskussion
sorgten einzig die Vorgänge rund um die Abrechnung der Druckkosten für
das Stadtamtsblatt (BT von gestern). Für Stadtpräsident Christian Boner
ist der Fall nach einer erfolgten Rückzahlung von 300 000 Franken durch
die Südostschweiz Mediengruppe erledigt. Er begründete auch den
Entscheid, den Druckauftrag erneut an das gleiche Unternehmen zu
vergeben. Während man bei der zweiten Offerte hätte bezahlen müssen,
erhalte die Stadt im neuen Vertrag einen sechsstelligen Betrag.
Chur soll Energiestadt werden
Ein
energiepolitisches Zeichen setzte der Gemeinderat mit der mit 16:1 (bei
zwei Enthaltungen) erfolgten Zustimmung zum Beitritt zum Trägerverein
Energiestadt. Die finanziellen Folgen zur Erlangung des Labels sollen
jeweils im konkreten Fall angeschaut werden. Nach der klaren Zustimmung
zog SP-Fraktionschef Thomas Hensel (SP) namens des Initiativkomitees
die mit fast 1000 Unterschriften eingereichte Volksinitiative «Chur
wird Energiestadt» zurück.
Neues Kinderplanschbecken
Keine
negativen Auswirkungen hatten die düsteren Finanzperspektiven auf die
beiden Kreditvorlagen. Sowohl der Neubau eines Kinderplanschbeckens im
Freibad für 1,96 Mio. als auch der Sanierung der Rätusstrasse inkl.
Baumallee wurde ohne Gegenstimmen genehmigt. Zusätzlich sollen auch
noch die WC-Anlagen im Freibad rasch saniert werden. Ein
juristischer Schlagabtausch entwickelte sich bei der Behandlung eines
Auftrags der GPK, die auch bei laufenden Geschäften vermehrt Einblick
erhalten möchte. Schliesslich wurde der Auftrag gegen den Willen des
Stadtrates mit 18:1 überwiesen, an den Details wird aber wohl dereinst
eine Kommission noch feilen müssen. Kein Gehör fand der Auftrag der FDP-Fraktion, die Behandlung des Voranschlags in den Oktober vorzuverlegen (4:13).
Lärmschutz, See und Lernende
Lob
gab es für Chur Tourismus bei der Kenntnisnahme des Geschäftsberichts.
Tom Leibundgut (Freies Grünes Bündnis) bezeichnete die Fortschritte der
Dienstleistungen von Chur Tourismus als «Quantensprung». Drei Themen
wurden in der Fragestunde aufgegriffen. Auf die Frage von Rita
Cavegn-Hänni betreffend Lärmschutz an der A13 war zu erfahren, dass
sich eine Lösung mit der Bürgergemeinde abzeichnet (Realersatz), die
Varianten zwischen 400 000 Franken und 1,3 Mio. kosten und mit einer
Realisierung nicht vor 2012 zu rechnen ist. Lucretia Bernetta (SP)
erkundigte sich über die Perspektiven der Lehrabgänger in den
städtischen Betrieben. Von den zwölf Lernenden haben derzeit noch drei
keine Stelle in Aussicht. Vertrösten lassen musste sich Josias F.
Gasser (Grünliberale) bezüglich der Perspektiven von «ChuRivages». Der
Churer See wird zwar in die Planung einbezogen, weil aber das Militär
den Schiessplatz Rossboden wohl langfristig nutzen wird, sieht die
Stadt vorerst keinen Handlungsbedarf.
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