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Churer See oder Schweizer Armee?
«Soldaten
und Munggen?» – so das Resümee des Votums des Churer
FDP-Stadtratskandidaten Marco Willi bezüglich einer Verlegung des
Schiessbetriebes vom Churer Rossboden auf den Schiessplatz Hinterrhein.
Nach Willi hätte dies «per sofort» zu geschehen, denn in Hinterrhein
gebe es ja nur einige Murmeltiere, welche der Schiesslärm stören
könnte. Auch wenn diese Wortmeldung ironisch unterlegt war, wovon ich
ausgehe, finde ich sie deplatziert und gleichzeitig symptomatisch für
eine bestimmte Geisteshaltung, sodass sie nicht unwidersprochen bleiben
kann. Über die Gleichsetzung von Menschen mit Tieren auf Plakaten
und in Voten bestimmter politischer Gruppierungen ist in der näheren
und weiteren Vergangenheit viel geschrieben worden. Im besten Fall kann
solches als grobe Geschmacklosigkeit durchgehen, weist aber leider in
den meisten Fällen auf eine tiefer wurzelnde Verachtung bestimmter
Bevölkerungsschichten hin. Muss sich eine Dorfgemeinschaft, die sich
seit über 700 Jahren in einem hochgelegenen Bergtal zu behaupten
wusste, eine solche Respektlosigkeit gefallen lassen? Ich denke nicht.
In Graubünden tut man den Vorschlag von Avenir Suisse, bestimmte
Randregionen entvölkern zu lassen, gerne als Arroganz der urbanen
Zentren im Mittelland ab. Diese Sichtweise greift zu kurz.
Offensichtlich ist man in auch Graubünden solcher Sichtweise gegenüber
nicht unzugänglich. Hauptsache, man kann seine eigenen Perspektiven
nach eigenem Gusto umsetzen. Den anderen der Lärm und die
Umweltbelastung mit allen Folgeerscheinungen, sich selbst die
Gewinnmaximierung! Oder ein cooler Badesee für mehr Fun! Die
Renaturierung belasteter Gebiete ist heute doch angesagt, nicht? Es
darf aber nicht sein, dass Graubündens hochgelegene Bergtäler mit ihrem
Reichtum an selten gewordenen Pflanzen und Tieren, ums Überleben
kämpfenden Idiomen und von den Vorfahren mit Herzblut errichteten
Infrastrukturen zum Mülleimer der Nation werden. Hinterrhein hat Ja
gesagt zu Vielem. Der Bau der Nationalstrasse A13 mit dem
San-Bernardino-Tunnel war für die Bevölkerung mental und auch
wirtschaftlich eine Herausforderung. Sie wurde angenommen und
bewältigt. Niemand beklagt sich lauthals über die Immissionen der
Strasse. Grossmehrheitlich versucht man vielmehr, die Sache positiv und
als Chance zu sehen. Trotzdem gibt es eine andere Seite, und es bringt
nichts, sie schönzureden. Gleiches mit dem Schiessplatz. Die Waagschale
darf sich für Hinterrhein nicht einseitig auf die eine Seite neigen. Es
gibt nicht nur in Chur eine Bevölkerung, die gerne an ihre Zukunft
glaubt! Elisabeth Hasler-Stoffel, Zürich/Hinterrhein
Bürokratie statt Toleranz?
Kaum
einer zweifelt, dass am 25. November das Rauchverbot vom Stimmbürger
angenommen wird. Graubünden prellt vor, obwohl eine offenere
Bundeslösung in Sicht ist. Der Grosse Rat hat denn auch die Gelegenheit
benutzt, neben dem Rauchverbot gleich noch weitere Bestimmungen ins
Gesetz zu verpacken in der Annahme, sie werden im Rauchernebel
praktisch unbemerkt angenommen. Hanfanbau, Transplantationen und
Apotheken würden sonst bestimmt intensivere Diskussionen auslösen, und
nicht jeder, der fürs Rauchverbot ist, will auch die andern Artikel
annehmen. Das Rauchen hat nun mal ein negatives Image, statt gute und
schlechte Menschen gibt es heute Nichtraucher und Raucher. Wer im Strom
der öffentlichen Meinung mitschwimmt, hat bereits Ja gestimmt. Und hat
damit ein weiteres Verbot in Kraft gesetzt, das Eigenverantwortung,
Selbstbestimmung und Freiheit schmälert. Und es ersetzt Rücksichtnahme,
Toleranz und den bewährten gesunden Menschenverstand durch Paragrafen
und Bürokratie. Die überwältigende Mehrzahl der Raucher hat sich in den
letzten Jahren durch grosse Rücksichtnahme ausgezeichnet und wird nun
schlecht belohnt, trotzdem die Zahl der Raucher markant gesunken ist.
Was tun diejenigen, die mit Rücksicht auf Familienangehörige bisher nur
noch in der Wirtschaft und nicht mehr zu Hause geraucht haben?
Vielleicht werden als Nächstes andere Übel angegangen. Bei einigen
versäumt man es, sie mit bestehenden Gesetzen im Griff zu halten, zum
Beispiel Alkoholkonsum von Jugendlichen. Aber ein besonderes Gesetz
gibt auch kleinen Problemen eine grosse Bedeutung. Wie wäre es mit der
Belästigung durch Handygeschwätz, mit Kaugummi (Vorbild Singapur) oder
Übergewicht (welches das Rauchen als Gesundheitsrisiko längst überholt
hat)? Neue Gesetze sind ein Steckenpferd nicht nur für Politiker. Hans Herwig, Arosa
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