Powered by S�dostschweiz NewMedia
 
16.11.07, Bündner Tagblatt
Home
Seite drucken
Seite drucken
Seite drucken
   
       
   

Churer See oder Schweizer Armee?

«Soldaten und Munggen?» – so das Resümee des Votums des Churer FDP-Stadtratskandidaten Marco Willi bezüglich einer Verlegung des Schiessbetriebes vom Churer Rossboden auf den Schiessplatz Hinterrhein. Nach Willi hätte dies «per sofort» zu geschehen, denn in Hinterrhein gebe es ja nur einige Murmeltiere, welche der Schiesslärm stören könnte. Auch wenn diese Wortmeldung ironisch unterlegt war, wovon ich ausgehe, finde ich sie deplatziert und gleichzeitig symptomatisch für eine bestimmte Geisteshaltung, sodass sie nicht unwidersprochen bleiben kann.
Über die Gleichsetzung von Menschen mit Tieren auf Plakaten und in Voten bestimmter politischer Gruppierungen ist in der näheren und weiteren Vergangenheit viel geschrieben worden. Im besten Fall kann solches als grobe Geschmacklosigkeit durchgehen, weist aber leider in den meisten Fällen auf eine tiefer wurzelnde Verachtung bestimmter Bevölkerungsschichten hin. Muss sich eine Dorfgemeinschaft, die sich seit über 700 Jahren in einem hochgelegenen Bergtal zu behaupten wusste, eine solche Respektlosigkeit gefallen lassen? Ich denke nicht. In Graubünden tut man den Vorschlag von Avenir Suisse, bestimmte Randregionen entvölkern zu lassen, gerne als Arroganz der urbanen Zentren im Mittelland ab. Diese Sichtweise greift zu kurz. Offensichtlich ist man in auch Graubünden solcher Sichtweise gegenüber nicht unzugänglich. Hauptsache, man kann seine eigenen Perspektiven nach eigenem Gusto umsetzen. Den anderen der Lärm und die Umweltbelastung mit allen Folgeerscheinungen, sich selbst die Gewinnmaximierung! Oder ein cooler Badesee für mehr Fun! Die Renaturierung belasteter Gebiete ist heute doch angesagt, nicht? Es darf aber nicht sein, dass Graubündens hochgelegene Bergtäler mit ihrem Reichtum an selten gewordenen Pflanzen und Tieren, ums Überleben kämpfenden Idiomen und von den Vorfahren mit Herzblut errichteten Infrastrukturen zum Mülleimer der Nation werden.
Hinterrhein hat Ja gesagt zu Vielem. Der Bau der Nationalstrasse A13 mit dem San-Bernardino-Tunnel war für die Bevölkerung mental und auch wirtschaftlich eine Herausforderung. Sie wurde angenommen und bewältigt. Niemand beklagt sich lauthals über die Immissionen der Strasse. Grossmehrheitlich versucht man vielmehr, die Sache positiv und als Chance zu sehen. Trotzdem gibt es eine andere Seite, und es bringt nichts, sie schönzureden. Gleiches mit dem Schiessplatz. Die Waagschale darf sich für Hinterrhein nicht einseitig auf die eine Seite neigen. Es gibt nicht nur in Chur eine Bevölkerung, die gerne an ihre Zukunft glaubt! Elisabeth Hasler-Stoffel, Zürich/Hinterrhein

Bürokratie statt Toleranz?

Kaum einer zweifelt, dass am 25. November das Rauchverbot vom Stimmbürger angenommen wird. Graubünden prellt vor, obwohl eine offenere Bundeslösung in Sicht ist. Der Grosse Rat hat denn auch die Gelegenheit benutzt, neben dem Rauchverbot gleich noch weitere Bestimmungen ins Gesetz zu verpacken in der Annahme, sie werden im Rauchernebel praktisch unbemerkt angenommen. Hanfanbau, Transplantationen und Apotheken würden sonst bestimmt intensivere Diskussionen auslösen, und nicht jeder, der fürs Rauchverbot ist, will auch die andern Artikel annehmen. Das Rauchen hat nun mal ein negatives Image, statt gute und schlechte Menschen gibt es heute Nichtraucher und Raucher. Wer im Strom der öffentlichen Meinung mitschwimmt, hat bereits Ja gestimmt. Und hat damit ein weiteres Verbot in Kraft gesetzt, das Eigenverantwortung, Selbstbestimmung und Freiheit schmälert. Und es ersetzt Rücksichtnahme, Toleranz und den bewährten gesunden Menschenverstand durch Paragrafen und Bürokratie. Die überwältigende Mehrzahl der Raucher hat sich in den letzten Jahren durch grosse Rücksichtnahme ausgezeichnet und wird nun schlecht belohnt, trotzdem die Zahl der Raucher markant gesunken ist. Was tun diejenigen, die mit Rücksicht auf Familienangehörige bisher nur noch in der Wirtschaft und nicht mehr zu Hause geraucht haben? Vielleicht werden als Nächstes andere Übel angegangen. Bei einigen versäumt man es, sie mit bestehenden Gesetzen im Griff zu halten, zum Beispiel Alkoholkonsum von Jugendlichen. Aber ein besonderes Gesetz gibt auch kleinen Problemen eine grosse Bedeutung. Wie wäre es mit der Belästigung durch Handygeschwätz, mit Kaugummi (Vorbild Singapur) oder Übergewicht (welches das Rauchen als Gesundheitsrisiko längst überholt hat)? Neue Gesetze sind ein Steckenpferd nicht nur für Politiker.
Hans Herwig, Arosa

   
       
     
Zum Blog des Churer Seevereins