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24.06.08, SO Graubünden
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Der Traum vom Churer See wird weitergeträumt

Der Churer Seeverein verfolgt das Projekt einer Wasserlandschaft auf dem Rossboden weiter. Eine Vernehmlassung über das Konzept «Churivages» der ETH Zürich soll nun zeigen, ob auch die Öffentlichkeit den Traum vom See träumt.

Von Stefan Bisculm

Chur. – Kommt der Churer See, oder kommt er nicht? Diese Frage, die allen auf den Nägeln brennt, kann noch lange nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden. Zu zahlreich sind noch die Unwägbarkeiten. So denkt beispielsweise das Militär vorderhand nicht daran, das Feld zu räumen, und wie sehr das Churer Grundwasser bei einer Verlegung des Rheins tangiert wäre, ist ebenfalls nicht abschliessend geklärt.

Hindernisse ausgeklammert

Der Churer Seeverein hatte bisher einen weiten Bogen um allfällige Hindernisse gemacht und diese bei der Planung bewusst ausgeklammert. Daran änderte sich auch gestern an der Medienkonferenz in Chur nichts, wo ein von der ETH Zürich erarbeitetes Grobkonzept erstmals vorgestellt wurde. «Wir fragen uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, was nicht geht, sondern konzentrieren uns darauf, was möglich ist», erklärte Anna Ratti die Vorgehensweise des Churer Seevereins, dem sie als Präsidentin vorsteht.
Den Projektvorschlag «Churivages», den die Arbeitsgruppe rund um Professor Christophe Girot unter diesen Vorgaben geschaffen hat, lädt nicht nur an einem Hitzetag wie gestern zum Träumen bzw. zum Baden ein. Im Wesentlichen sieht das Projekt vor, den Rhein im Gebiet des Rossbodens zu verbreitern und näher an die Stadt zu rücken. Gleichzeitig soll am Fusse des Calanda eine künstliche, stille Wasserfläche geschaffen werden.
Der Churer See würde etwa die Grösse des Davosersees haben. Durch seine langgezogene Form könnte er sogar für Ruderwettkämpfe genutzt werden. Weil der See an die sonnige Flanke des Calanda angrenzt, gehen die Planer davon aus, dass sein Wasser bedeutend wärmer sein würde als jenes im Rhein. Dank Filterzonen würde man auch in klarerem Wasser baden können.
Laut Girot ist es mit dem vorliegenden Konzept gelungen, die Interessen der Stadtentwickler, Gewerbetreibenden, Erholungsuchenden und Naturschützer unter einen Hut zu bringen. Während beispielsweise das Areal zwischen dem Rhein und dem See als Naherholungsgebiet genutzt würde, könnte auf dem Gebiet zwischen dem Rhein und der Autobahn ein neues Stadtquartier mit Wohn- und Gewerbefläche sowie städtischen Promenaden entstehen. «Es wäre ein neuer Rhein für Chur, der Fluss würde seine Bedeutung zurückerhalten und wieder sichtbar werden», so Girot.

Vernehmlassung bis Ende Jahr

Für den Churer Seeverein beginnt nun eine arbeitsintensive Zeit. Wie Ratti sagte, wird auf der Grundlage des Konzeptes «Churivages» bis Ende Jahr eine breite Vernehmlassung durchgeführt. Geplant sind verschiedene Orientierungsversammlungen, die sich direkt an die Churer Bevölkerung richten. Daneben will der Verein auch das Gespräch mit Spezialisten und den Bodenbesitzern suchen. «Jeder soll sagen können, was er von der Idee hält, wir wollen alle Meinungen hören», sagte Ratti.
Zu den Kosten für das vorliegende Seeprojekt konnte die Vereinspräsidentin gestern keine verlässlichen Angaben machen. Sie machte lediglich Andeutungen, dass der See wohl teurer zu stehen käme als beispielsweise das geplante Sportstättenkonzept, das mit rund 90 Millionen Franken zu Buche schlägt.

Baden ab 2018?

Martina Voser, die als Dozentin für die Entwurfskurse verantwortlich war, wagte dennoch schon mal einen Blick in die Zukunft. Würden Geld und Politik keine Rolle spielen und könnte in zwei Jahren mit der Rheinverlegung begonnen werden, würden gemäss Voser die Churer im Jahr 2018 an einem heissen Tag wie heute zur Abkühlung in ihren See springen.

   
       
     
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