|
|
Der Traum vom Churer See wird weitergeträumtDer
Churer Seeverein verfolgt das Projekt einer Wasserlandschaft auf dem
Rossboden weiter. Eine Vernehmlassung über das Konzept «Churivages» der
ETH Zürich soll nun zeigen, ob auch die Öffentlichkeit den Traum vom
See träumt.
Von Stefan Bisculm
Chur.
– Kommt der Churer See, oder kommt er nicht? Diese Frage, die allen auf
den Nägeln brennt, kann noch lange nicht mit Ja oder Nein beantwortet
werden. Zu zahlreich sind noch die Unwägbarkeiten. So denkt
beispielsweise das Militär vorderhand nicht daran, das Feld zu räumen,
und wie sehr das Churer Grundwasser bei einer Verlegung des Rheins
tangiert wäre, ist ebenfalls nicht abschliessend geklärt.
Hindernisse ausgeklammert
Der
Churer Seeverein hatte bisher einen weiten Bogen um allfällige
Hindernisse gemacht und diese bei der Planung bewusst ausgeklammert.
Daran änderte sich auch gestern an der Medienkonferenz in Chur nichts,
wo ein von der ETH Zürich erarbeitetes Grobkonzept erstmals vorgestellt
wurde. «Wir fragen uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, was nicht
geht, sondern konzentrieren uns darauf, was möglich ist», erklärte Anna
Ratti die Vorgehensweise des Churer Seevereins, dem sie als Präsidentin
vorsteht. Den Projektvorschlag «Churivages», den die Arbeitsgruppe
rund um Professor Christophe Girot unter diesen Vorgaben geschaffen
hat, lädt nicht nur an einem Hitzetag wie gestern zum Träumen bzw. zum
Baden ein. Im Wesentlichen sieht das Projekt vor, den Rhein im Gebiet
des Rossbodens zu verbreitern und näher an die Stadt zu rücken.
Gleichzeitig soll am Fusse des Calanda eine künstliche, stille
Wasserfläche geschaffen werden. Der Churer See würde etwa die Grösse
des Davosersees haben. Durch seine langgezogene Form könnte er sogar
für Ruderwettkämpfe genutzt werden. Weil der See an die sonnige Flanke
des Calanda angrenzt, gehen die Planer davon aus, dass sein Wasser
bedeutend wärmer sein würde als jenes im Rhein. Dank Filterzonen würde
man auch in klarerem Wasser baden können. Laut Girot ist es mit dem
vorliegenden Konzept gelungen, die Interessen der Stadtentwickler,
Gewerbetreibenden, Erholungsuchenden und Naturschützer unter einen Hut
zu bringen. Während beispielsweise das Areal zwischen dem Rhein und dem
See als Naherholungsgebiet genutzt würde, könnte auf dem Gebiet
zwischen dem Rhein und der Autobahn ein neues Stadtquartier mit Wohn-
und Gewerbefläche sowie städtischen Promenaden entstehen. «Es wäre ein
neuer Rhein für Chur, der Fluss würde seine Bedeutung zurückerhalten
und wieder sichtbar werden», so Girot.
Vernehmlassung bis Ende Jahr
Für
den Churer Seeverein beginnt nun eine arbeitsintensive Zeit. Wie Ratti
sagte, wird auf der Grundlage des Konzeptes «Churivages» bis Ende Jahr
eine breite Vernehmlassung durchgeführt. Geplant sind verschiedene
Orientierungsversammlungen, die sich direkt an die Churer Bevölkerung
richten. Daneben will der Verein auch das Gespräch mit Spezialisten und
den Bodenbesitzern suchen. «Jeder soll sagen können, was er von der
Idee hält, wir wollen alle Meinungen hören», sagte Ratti. Zu den
Kosten für das vorliegende Seeprojekt konnte die Vereinspräsidentin
gestern keine verlässlichen Angaben machen. Sie machte lediglich
Andeutungen, dass der See wohl teurer zu stehen käme als beispielsweise
das geplante Sportstättenkonzept, das mit rund 90 Millionen Franken zu
Buche schlägt.
Baden ab 2018?
Martina
Voser, die als Dozentin für die Entwurfskurse verantwortlich war, wagte
dennoch schon mal einen Blick in die Zukunft. Würden Geld und Politik
keine Rolle spielen und könnte in zwei Jahren mit der Rheinverlegung
begonnen werden, würden gemäss Voser die Churer im Jahr 2018 an einem
heissen Tag wie heute zur Abkühlung in ihren See springen.
|
|
|