|
|
Lädt der Rossboden überhaupt zum Bade?
In einem Jahr werden die Churer wissen, ob sie auf dem Rossboden dereinst baden können. Bis dann will der Churer Seeverein nämlich eine Machbarkeitsstudie vorlegen.
Von Enrico Söllmann
Chur. – Nicht weniger als 19 Monate sind vergangen seit der Gründung des Churer Seevereins, der den Rossboden
in eine Wasserlandschaft verwandeln möchte. Am Montagabend nun haben
sich der Vorstand und eine Hand voll Mitglieder zur ersten
Generalversammlung getroffen. Viel Neues konnten Vereinspräsidentin
Anna Ratti und die Vorstandsmitglieder allerdings nicht mitteilen. Die
vor einem Monat in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie soll in einem
Jahr erstellt sein. Dann wird der Verein erst wissen, ob sich auf dem Rossboden ein See überhaupt realisieren lässt.
Hilfe von Stadt und Kanton
Die
nötigen Grundlagen und Daten, um eine Studie erstellen zu können,
liegen jedenfalls vor. «Keine Gegend ist so gut erforscht wie das
Churer Rheinbecken», so Vorstandsmitglied Bruno W. Claus. Zudem könne
der Verein auf namhafte Unterstützung zählen. Sowohl die Stadt als auch
der Kanton, aber auch die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur
sowie die ETH Zürich würden tatkräftig mithelfen. Und alle arbeiten sie
unentgeltlich, wie Claus betonte. Konkret muss abgeklärt werden, wie der Boden beschaffen ist und woher das Wasser für den See kommen soll. Müssen das Grundwasser, der Mühlbach, der Rhein oder gleich alle drei Quellen angezapft werden, um den See
zu speisen? Wenn ja, wäre dies vertretbar? Kann der Hochwasserschutz
weiter gewährleistet werden? Diese und weitere Fragen gilt es während
der kommenden Monate zu beantworten. «Solange wir nicht mehr wissen,
können wir unsere Vision nicht vorantreiben», sagte Claus. Es mache
keinen Sinn – wie von verschiedener Seite gefordert -, jetzt schon
breite Kreise in das Projekt zu involvieren, wenn dieses letztendlich
gar nicht machbar sei.
Eine alte Idee
Erinnern
wir uns noch einmal an die Gründungszeit des Vereins. Im Oktober 2004 –
mitten in der Diskussion über die Zukunft des Churer Waffenplatzes –
wurde der Plan gefasst, einen See
zum Baden, Segeln und Surfen zu schaffen. Zwei Monate später wurde die
zwar uralte, aber visionäre Idee der Öffentlichkeit vorgestellt. Claus
verkaufte das Projekt damals als einmalige (touristische) Chance für
die Stadt. In zehn bis 20 Jahren solle es verwirklicht werden. Im
September 2005 konnten sich die Churer in einer Ausstellung erstmals
ein Bild davon machen, wie eine solche Wasserlandschaft dereinst
aussehen könnte. ETH-Architekturstudenten hatten unter der Leitung des
renommierten Professors Christoph Girot ihrer Fantasie freien Lauf
gelassen und entsprechende Entwürfe angefertigt. Das Echo auf die
Ausstellung war fast durchwegs positiv, wie Ratti an der
Generalversammlung sagte. Die Sache hat aber nach wie vor einen grossen Haken. Der Rossboden
ist in Besitz des Bundes und soll weiterhin von der Armee genutzt
werden. Dies hat das zuständige Departement für Verteidigung,
Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) mehrfach in aller Deutlichkeit klar
gemacht. Daran wird wohl auch die Tatsache nichts ändern, dass die
Bündner Regierung den zunehmenden Schiesslärm als unzumutbar und den See
als mögliche Alternative bei einem Wegzug des Militärs erachtet. Dies
hat die Regierung vergangenen März in ihrer Antwort auf einen
grossrätlichen Vorstoss von Claus versichert. Auch Claus betonte an der
Versammlung zum wiederholten Mal, dass die Armee für die Stadt von
grosser Bedeutung sei und keineswegs vertrieben werden solle. Mit
anderen Worten: Solange die Armee bleibt, wird es keinen See geben.
Neu sitzt auch die CVP im Vorstand
Die Traktanden der ersten Generalversammlung des Churer Seevereins
sind rasch behandelt worden. Als neues Mitglied wurde Barla Cahannes
(CVP) in den Vorstand gewählt, alle weiteren Mitglieder wurden
bestätigt. Damit sind nun alle vier grossen Parteien im jetzt
sechsköpfigen Vorstand vertreten. Zugestimmt wurde auch einer Senkung
der Mitgliederbeiträge. Passivmitglieder zahlen neu 30 Franken pro Jahr
(bisher 150 Franken), Aktivmitglieder 150 Franken (250 Franken).
|
|
|