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3. Okt. 2005, SO Graubünden
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See in Chur: Woher Wasser nehmen?

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie des Churer See-Vereins wird es unter anderem um die Frage gehen, woher das Wasser für den See auf dem Rossboden kommen soll.

dea.- Soll das Wasser für die in Chur geplante Seenlandschaft aus dem Mühlbach kommen? Oder aus dem Rhein? Soll das Grundwasser angezapft werden? Oder braucht es eine Kombination der drei Quellen?
Diese Fragen wurden nicht nur am Freitagabend in Chur am Podiumsgespräch zum Thema «Wasserlandschaft – eine ansteckende Vision für den Churer Rossboden» gestellt, sondern sie werden auch Gegenstand der vom See-Verein Chur angekündigten Machbarkeitsstudie sein. Das sagte Anna Ratti, die Präsidentin des See-Vereins, gegenüber der «Südostschweiz». Das betroffene Gebiet sei immer eine Auenlandschaft gewesen, unterstrich Ratti. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könne aber nicht gesagt werden, ob das dort vorhandene Wasser genüge, um den geplanten See zu speisen.
Geprüft werden soll auch, wie der Boden beschaffen ist, aus dem der See ausgehoben wird. Dabei ist entscheidend, ob er sich für den Kiesabbau eignet. Weiter nimmt der See-Verein Chur nächstens erste Kontakte mit den Bodenbesitzern auf, wie Ratti ausführte. Die Bevölkerung sei weiterhin aufgefordert, ihre Wünsche und Visionen zum Vorhaben zu formulieren, so Ratti.

Eine elektrisierende Idee

Realisierung einer Seenlandschaft in Chur gewinnt an Zuspruch

Die Idee, auf dem Churer Rossboden eine Wasserlandschaft zu errichten, setzt sich in immer mehr Köpfen fest. Das war am Freitagabend an einem gut besuchten Podiumsgespräch in Chur festzustellen.

Von Denise Alig

Eines sei vorweggenommen: Das Quintett auf der Bühne brachte dem Publikum am Freitagabend im voll besetzten Calvensaal in Chur die Vision einer Churer Wasserlandschaft näher. Fachwissen, Fantasienreichtum und Zukunftsglaube der fünf auf dem Podium wirkten ansteckend. Nicht wenige liessen sich gar tragen von der Kühnheit und dem Potenzial des Vorhabens, ja sogar davon begeistern. Unter der Leitung von «Südostschweiz»- Verleger Hanspeter Lebrument diskutierten Christoph Girot, Professor an der ETH Zürich und Mitverantwortlicher der Ausstellung «Wasserlandschaften – Visionen für den Churer Rossboden» in der Stadtgalerie Chur, Anita Mazzetta, Geschäftsführerin des WWF Graubünden, Reto A. Lardelli, Vorstandsmitglied des See-Vereins Chur und SVP-Gemeinderat, sowie Professor Heinz Scherrieb vom Institut für Tourismus und Freizeit der HTW Chur. Sie legten dem Publikum einen breiten Fächer von Fakten, Vorstellungen, Träumen und ungelösten Fragen zur Realisierung einer Seenlandschaft auf dem Churer Rossboden dar. Es entstand eine kompaktes Bündel an Information. Geladen hatte der von der ehemaligen SP-Gemeinderätin Anna Ratti präsidierte See-Verein Chur.

Wie die Porta Alpina?

Nachdem Lebrument die Idee des Churer Sees auf die gleiche Ebene wie diejenige der Porta Alpina bei Sedrun und des Davoser Schatzalpturms gestellt hatte, war das hohe Niveau des Vorhabens definiert. Ferner wurde gleich zu Beginn des Gesprächs deutlich gemacht, dass bezüglich Rossboden fortan nicht mehr von einem statischen Gewässer in Form eines Sees, sondern von einer dynamischen Wasserlandschaft die Rede sein soll. «Der Begriff Wasserlandschaft lässt mehr zu», sagte Mazzetta. Unter anderem erlaube dieser Begriff eine Kombination des Konzeptes «Alpenrhein» des WWF und des Vorhabens des Churer See-Vereins. Mazzetta legt Wert darauf, dass bei beiden Vorhaben alle notwendigen Aspekte von Ökologie, darunter Grundwasser, Hochwasserschutz und Nutzung, berücksichtigt werden.

«Solch ein Projekt bei der Bevölkerung durchzubringen, war nie ein Problem », erklärte der Tourismusfachmann Scherrieb, der schon unzählige Seeprojekte mitgestaltet hat. «Wir machen Lebensqualität», bekräftigte er und führte aus, Wasserlandschaften hätten die Standorteregion und deren Umfeld jeweils positiv beeinflusst.

Girot meinte nicht zuletzt mit Blick auf die bis am vergangenen Samstag geöffnete Ausstellung der Studentenarbeiten in der Stadtgalerie: «Heute geht es nicht mehr nur darum, Natur zu schützen, sondern auch Natur zu entwickeln.» Die seinen Studenten zum Rossboden gestellte Aufgabe sei denn auch bewusst keine «Naturschutzübung » gewesen. Abgesehen davon sei der Rossboden immer gestaltet gewesen, zuletzt von der Armee. Lardelli stellt sich eine Zweiteilung der Wasserlandschaft vor. So soll der eine Teil davon zum Baden und Surfen sowie für eine Seebühne verwendet werden, der andere soll nutzungsfrei bleiben, also der freien Entwicklung von Fauna und Flora dienen.

Genügt Mühlbach-Wasser?

Je weiter die Diskussion fortschritt, desto mehr Fragen wurden laut. Darunter eine ganz zentrale, die aus dem Publikum gestellt wurde: Woher soll das Wasser für den See kommen? Der Fragesteller führte aus, der Mühlbach führe zu wenig Wasser, um die Wasserlandschaft zu speisen. Nehme man das Wasser vom Rhein, müsse er wohl gestaut werden. Doch das sei schon bei Domat/Ems der Fall, weswegen auf so engem Raum kaum eine zweite Staumauer gebaut werden könne. Und das Grundwasser brauche man für andere Zwecke. Lardelli bestritt nicht, dass die Wasserfrage noch nicht gelöst sei. Man lasse nun alle Möglichkeiten prüfen, sagte er.

   
       
     
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