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3. Okt. 2005, Bündner Tagblatt
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Podiumsdiskussion

Ganz Chur träumt von «seinem» See

Dass die Churer für ihren See entflammt sind, zeigte sich an einem Podium am Freitag. Konflikte werden kaum zwischen Gegnern und Befürwortern einer Wasserlandschaft auf dem Rossboden aufbrechen, sondern zwischen den künftigen Benutzern.

Von Verena Zimmermann

Vom Sumpfgebiet über den Waffenplatz zur Wasserlandschaft: Die Vision des vor einem Jahr gegründeten Churer Seevereins, auf dem Rossboden eine Wasserlandschaft zu gestalten, hat die Churer anscheinend gepackt. Jedenfalls strömten sie am Freitag in Scharen in den Calvensaal, um einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Hanspeter Lebrument, Verleger der «Südostschweiz», beizuwohnen.

Ein Churer See werde überhaupt erst möglich, wenn die Armee den Standort Rossboden aufgebe, sagte Reto A. Lardelli vom Churer Seeverein. «Unser See ist nicht gegen den Waffenplatz gerichtet», so der SVP-Gemeinderat weiter. Aber aus der Landschaft am Fusse des Calandas könnte man einfach mehr machen.

Um den Traum vom Churer See zu verwirklichen, will Lardelli mit «viel Überzeugungskraft» die noch «sturen Politiker» aufweichen und auch in ihnen die «Flamme für den See» entzünden.

Lieber von einer «Wasserlandschaft» als von einem See sprach Christophe Girot, Professor für Landschaftsarchitektur an der ETH Zürich. «Der Begriff Wasserlandschaft lässt nämlich viel mehr zu als nur einen See.»

Die Projekte, welche Girots Studenten ausgearbeitet haben, seien keine Naturschutzübungen. Es gehe auch nicht darum, alles Bisherige auf dem Rossboden total auszuradieren. «Wir wollen die Natur und das Wasser neu gestalten, den versunkenen Rhein eröffnen», so Girot. Dass der Alpenrhein von den Studierenden durchwegs in ihre Seeprojekte integriert wurde, freute die Geschäftsführerin des WWF Graubünden, Anita Mazzetta. «Ökologie, Hochwasserschutz und Fragen des Grundwassers müssen bei der Umsetzung einer Wasserlandschaft auf dem Rossboden unbedingt beachtet werden.»

Fast alle Flüsse in der Schweiz müssten umgestaltet werden, da es kaum noch natürlich fliessende Gewässer gebe, sagte Mazzetta weiter. «Die Flüsse brauchen mehr Platz, das zeigen uns Überschwemmungen immer wieder.»

Surfer gegen Schwimmer?

Das Schaffen von Seen sei eigentlich nie ein Problem, da die Bevölkerung einen solchen als Attraktion empfinde und kaum je ablehne, sagte der erfahrene «Seemacher» Heinz Scherrieb vom Institut für Tourismus und Freizeit an der HTW Chur. Konflikte brächen aber oft zwischen den einzelnen Nutzern eines Sees auf. «Surfer sind gegen Schwimmer, Angler gegen Bootsfahrer, Einheimische gegen Touristen. Die Reviere werden untereinander militant abgegrenzt.»

Seelandschaften steigerten die Lebensqualität und seien ein begehrtes Ziel für Jung und Alt. 64 Prozent des Tourismus spielen sich laut Scherrieb heute schon an Seen und am Meer ab. In den Bergen seien es sechs Prozent. «Wasser ist für die Massen attraktiv. Daher braucht jeder neue See eine ungeheuer sorgfältige Planung, ein ökologisches wie verkehrsmässiges Gesamtkonzept.»

   
       
     
Zum Blog des Churer Seevereins