Eine Vision zum Anfassen In der Stadtgalerie stehen Modelle für einen See auf dem Churer Rossboden Der
See auf dem Rossboden ist die Lieblingsvision der Churer. Die
Ausstellung «Wasserlandschaften – Visionen für den Churer Rossboden»
lädt sie jetzt alle zum Träumen ein.
von stefan bisculm Es
dürfte sehr schwierig sein, in Chur auch nur eine Person zu finden, die
aus dem Waffenplatz Rossboden nicht liebend gerne einen Badeplatz
machen würde. Die Idee eines Sees an dieser Stelle ist so alt wie der
Ausspruch «Das Einzige, was Chur fehlt, ist ein See». Der Churer
See-Verein, dem Politiker und Politikerinnen von SP, FDP und SVP sowie
der Churer Architekt Jon Domenig angehören, setzt sich dafür ein, dass
dieser Traum irgendwann einmal wahr wird. Ein kleiner Schritt vorwärts Die
Ausstellung «Wasserlandschaften – Visionen für den Churer Rossboden»,
die bis Ende September in der Stadtgalerie im Churer Rathaus zu sehen
ist, ist ein erster kleiner Schritt in diese Richtung. Gezeigt werden
Studentenarbeiten der Professur für Landschaftsarchitektur der ETH
Zürich. Unter der Leitung des renommierten Professors Christoph Girot
haben sich zehn Architekturstudentinnen und -studenten vom Projekt des
Churer See-Vereins inspirieren lassen und die Idee einer
Wasserlandschaft für Chur aufgegriffen. Ihrer Fantasie waren dabei
kaum Grenzen gesetzt. Als Voraussetzung galt die Neuartigkeit der
landschaftsarchitektonischen Entwürfe bei gleichzeitig respektvollem
Umgang mit den natürlichen Prozessen und dem landschaftlichen Erbe. Nicht einfach ein Badesee Wie
Bruno Claus vom Churer See-Verein gestern anlässlich einer
Medienorientierung sagte, wird der See-Verein als nächsten Schritt eine
Machbarkeitsstudie für eines der Seeprojekte in Auftrag geben. Er ist
weiterhin fest davon überzeugt, dass ein künstlicher See für Chur ein
sehr lohnendes Projekt sei. Als Beispiel dafür verwies er auf den
künstlich angelegten Schwarzl-See bei Graz. In und um diese ehemalige
Kiesgrube würden sich an schönen Sommertagen bis zu 25 000 Leute
tummeln. Der Schwarzl-See ist allerdings kein lauschiger Badeplatz.
Gemäss Angaben im Internet ist es das grösste österreichische Freizeit-
und Veranstaltungszentrum seiner Art. Claus möchte auch im
Zusammenhang mit dem Churer See nicht in erster Linie von einem Badesee
sprechen. «Wir müssen viel weiter gehen und auch Gewerbezonen schaffen.» Areal gehört dem Bund Ob
seine Visionen jemals Wirklichkeit werden, ist heute noch fraglich. Der
Rossboden gehört nach wie vor dem Bund, und der hegt keine Absichten,
auf dieses Areal zu verzichten. Im Gegenteil. Die Armee kündigte
bereits an, dass die Truppenbelegung in den nächsten Jahren noch
markant zunehmen werde und der Rossboden noch stärker genutzt werden
soll. Zudem hat die Armee inzwischen ihr im Dezember 2004 publik
gemachtes Vorhaben aufgegeben, die ganze Logistik aus Graubünden
abzuziehen. Nach den neuesten Plänen sollen von den ursprünglich 120
Arbeitsstellen im Zeughaus immerhin deren 60 weiterbestehen. Die im
Dezember noch vorherrschende kämpferische Haltung der Politiker
(Stadtrat Christian Boner: «Wenn die Militärbetriebe tatsächlich
geschlossen würden, ist auch der Waffenplatz gestorben») ist inzwischen
einer pragmatischeren gewichen. Sicher ist nur, dass noch viel
Wasser den Rhein hinunter und am Rossboden vorbei fliessen wird, bevor
es vielleicht irgendwann einmal in einen Churer See umgeleitet wird.
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